Es kommt immer wieder vor, dass Mitglieder einer Unternehmerfamilie sich nicht auf einen begleiteten Nachfolgeprozess einlassen, obwohl ein wichtiger Generationswechsel bevorsteht.
Gründe dafür gibt es viele:
- Bereits bestehende Konflikte erschweren den gemeinsamen Einstieg in den Prozess.
- Einige Unternehmer und Unternehmerinnen fühlen sich nicht wohl bei dem Gedanken, außenstehende Personen in familiäre oder persönliche Themen einzubeziehen.
- Manche Inhaberfamilien ziehen es grundsätzlich vor, Probleme alleine zu lösen.
Generationswechsel am Beispiel eines Bremers Traditionsunternehmens
So auch in diesem Fall eines Bremer familiengeführten Traditionsunternehmens. Das Unternehmen wird zum fraglichen Zeitpunkt in der 4. Generation geführt. Die Inhaberschaft teilen sich seit 25 Jahren Bruder und Schwester je zur Hälfte.
Als die Nachfolge anstand, kam es zwischen den Geschwistern und ihren jeweiligen Familien zu Unstimmigkeiten. So gab es Probleme in der Abstimmung zur operativen Führung, vor allem aber existierten äußerst unterschiedliche Vorstellungen zur Übertragung von Unternehmensanteilen an die nächste Generation. Infolgedessen gerieten die gemeinsamen Gespräche ins Stocken.
Zum Erstgespräch erschien nur der Bruder mit seiner Ehefrau und den drei Söhnen. Schnell war klar, dass die Nachfolge in ihrer Gänze eigentlich nur gemeinsam mit dem anderen Familienstamm geregelt werden konnte. Dennoch bestand der Wunsch, sich zunächst nur innerhalb des eigenen Familienstammes mit dem Generationswechsel zu beschäftigen. Denn nach einer ersten Bestandsaufnahme zeigte sich, dass es ausreichend Aspekte gab, zu denen sich diese Familie zunächst intern abstimmen wollte. So ging es für sie vor allem um eine passende Verteilung der Unternehmensanteile auf die nächste Generation bzw. um einen entsprechenden Ausgleich für die nicht im Unternehmen tätigen Kinder.
Lässt sich zunächst nur ein Teil einer Unternehmerfamilie auf den Prozess des Generationswechsels ein, hat das nach meiner Erfahrung oftmals dennoch positive Auswirkungen auf die übrigen Familienmitglieder. Sie spüren, dass sich etwas im Miteinander der anderen Familienmitglieder verändert: Mehr Klarheit, eine transparentere Kommunikation und erste Umsetzungsschritte auf der einen Seite wecken das Interesse und die Bereitschaft auf der anderen Seite.
So konnte die fehlende Bereitschaft für den Generationswechsel-Prozess überwunden werden
Meiner Erfahrung nach gilt: Wird der Nachfolgeprozess in einem Familienstamm als hilfreich wahrgenommen, weckt das häufig den Wunsch der gesamten Familie, sich auch in den Prozess einzubringen.
So auch in diesem Fall: Nachdem sich die teilnehmende Familie auf die Anteilsübertragungen verständigt hatte, begannen die betroffenen Familienmitglieder unverzüglich mit ersten Umsetzungsschritten, indem sie die erforderlichen Änderungen in ihren Testamenten vornahmen.
Das war der „Game-Changer“ für den Familienstamm, der bislang noch mit einer Prozessbeteiligung gezögert hatte. Deren Familienmitglieder waren nun bereit und interessiert, ebenfalls am Nachfolgeprozess teilzunehmen. Auch weil sich herausstellte, dass es in diesem Stamm ebenfalls bereits zu familiären Konflikten bezüglich der Verteilung der Unternehmensanteile in der nächsten Generation gekommen war.
Zu erfahren, dass es dem anderen Familienstamm nicht anders ging, dessen Familienmitglieder jedoch bereit waren, das Thema gemeinsam zu erörtern, setzte den Nachfolgeprozess auch in diesem Stamm in Bewegung.
Wichtig:
- Auch wenn nicht alle Familienmitglieder zunächst bereit sind, den Generationswechsel im Unternehmen anzugehen, ist das kein Grund, ihn aufzuschieben. Die Beteiligten in einem Nachfolgeprozess sind wie mit Zahnrädern miteinander verbunden: Dreht sich erst einmal ein Zahnrad, drehen sich die anderen Zahnräder mit.
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Mehr zum Thema Nachfolge auch in unserem Podcast ‚Family Business Time‘ auf Spotify und Apple Podcasts oder direkt hier:
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