Es ist kein Geheimnis: Vielen Unternehmensinhabern und Inhaberinnen fällt es beim anstehenden Generationswechsel schwer, aus dem Unternehmen auszusteigen. Das ist nur zu verständlich, denn sie haben mit hoher Wahrscheinlichkeit den Großteil ihres gesamten beruflichen Lebens in der Familienfirma verbracht und dort Zeit, Geld und Lebensenergie investiert.
Nicht selten ist die abgebende Generation daher noch im hohen Alter im Unternehmen tätig, sei es operativ im Unternehmen oder als Inhaber auf der Gesellschafterebene. Für diese Senior-Generation ist der Generationswechsel im Unternehmen vor allem ein Prozess des persönlichen Loslassens.
Generationswechsel am Beispiel eines Hamburger Familienunternehmers
So auch im Fall eines Hamburger Familienunternehmers, der das Unternehmen in 3. Generation leitete. Wie schon seine Vorgänger war er alleiniger Eigentümer der Firma, die mittlerweile über 400 Mitarbeitende beschäftigte. Nun stand die Regelung der Nachfolge an.
Die gute Nachricht: Seine Tochter und sein Sohn waren sowohl bereit als auch geeignet, das Unternehmen gemeinsam in die Zukunft zu führen. Die Übernahme des Familienunternehmens konnte insofern gut in die Wege geleitet werden.
Doch der Familienunternehmer hatte sich in diesem Zusammenhang noch nicht wirklich mit seinem eigenen Ausstieg beschäftigt. Seine Überzeugung: Er würde gehen, “wenn seine Kinder ihn nicht mehr brauchten”. Diese Aussage ist nach meiner Erfahrung nicht untypisch für viele Senior-Familienunternehmer und Unternehmerinnen. Sie verdeutlicht gut, wie schwer es vielen fällt, ihr Lebenswerk loszulassen und einen klaren Schnitt aus dem Unternehmen zu machen.
Generationswechsel bei Familienunternehmern: das Abgeben ist die Herausforderung
Viele Unternehmer und Unternehmerinnen bleiben vor allem deshalb im Tagesgeschäft, weil sie keine Idee haben, wie ihr Leben ohne das Familienunternehmen aussehen könnte. In den Jahrzehnten voller Engagement, Herzblut und Leidenschaft für das Unternehmen gab es für sie vielleicht wenig Raum, sich andere Lebensbereiche zu erschließen.
Die Erkenntnis, dass zum Generationswechsel nicht nur die Übernahme, sondern auch die Abgabe des Unternehmens gehört, hat den Hamburger Familienunternehmer zum Umdenken motiviert. Das hört sich vielleicht trivial an, ist aber die vielleicht größte Herausforderung für die scheidende Generation im Nachfolgeprozess.
Der Generationswechsel im Familienunternehmen ist ein einschneidendes Ereignis für die Abgebenden, weil er einher geht mit wichtigen persönlichen Fragen, die sie für sich klären müssen, wie beispielsweise:
- Wie soll der Alltag nach dem operativen Rückzug aussehen? Gibt es Hobbys oder neue Lebensziele in alternativen Lebensbereichen?
- Welcher Ausstieg passt am besten? Soll der Abschied schrittweise erfolgen, indem die Präsenz im Unternehmen langsam reduziert wird, oder lieber abrupt, mit einem klaren Schnitt?
So gelang der Ausstieg des Inhabers nach einer entscheidenden Selbsterkenntnis
Meiner Erfahrung nach brauchen viele Unternehmer und Unternehmerinnen für einen solch großen Schritt eine ganz praktische Umsetzungshilfe. In diesem Fall war es eine Reise.
Der Unternehmer wusste, wie schwer es ihm fallen würde, sich aus dem operativen Alltag zu verabschieden. Er erkannte jedoch, dass dies unverzichtbar war, wenn er seinen gut vorbereiteten Kindern wirklich Raum für ihre eigene Entfaltung im Unternehmen geben wollte. Dabei half ihm auch eine entscheidende Selbsterkenntnis: Seine Bereitschaft, weiterhin für die Kinder im Unternehmen verfügbar zu sein, war weniger ein tatsächliches Bedürfnis, sondern eher eine Schutzbehauptung, um sich nicht mit den persönlichen Konsequenzen seines endgültigen Ausstiegs auseinandersetzen zu müssen.
Die Motivation, trotzdem diesen entscheidenden Schritt zu wagen, gewann dieser Unternehmer aus der Aussicht auf eine lebenslang gehegte Wunschreise. Sie gab ihm schließlich das greifbare Ziel, das er für sich brauchte, um Abstand zu seinem beruflichen Lebensabschnitt zu gewinnen.
Wichtig:
- Zum Generationswechsel im Unternehmen gehört sowohl die Übernahme durch die nachfolgende Generation als auch der Ausstieg der bisherigen Generation.
- Für die abgebende Generation ist der Generationswechsel eine zutiefst persönliche Angelegenheit, die es gut vorzubereiten gilt.
- Es erleichtert der abgebenden Generation ihren Ausstieg, wenn dieser mit einem freudigen neuen Vorhaben verbunden wird, sei es eine Reise, ein Hobby oder ein neues Lebensziel.
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