Zuhauf ist in den Medien über zerstrittene Eigentümerfamilien zu lesen. Die Wucht von Streits und Konflikten hat schon manches Familienunternehmen in die Handlungsunfähigkeit katapultiert. Familien stehen dabei vor einer einzigartigen und komplexen Herausforderung: der Verschmelzung von Familie und Unternehmen.
In Familienunternehmen treffen mit Familie und Unternehmen zwei grundverschiedene Systeme aufeinander: Die Familie ist auf Harmonie und Geborgenheit ausgelegt. Man hält zusammen und nimmt Rücksicht aufeinander. Im Unternehmen geht es darum, die für die Firma erfolgreichsten Entscheidungen zu treffen. Unternehmerfamilien finden sich oft mit Thematiken konfrontiert, die sowohl das eine als auch das andere System betreffen.
Unternehmerfamilien können dem Streit nicht aus dem Weg gehen
Konflikte in Familienunternehmen eskalieren oft, weil es im Unterschied zu normalen Familien nicht möglich ist, sich bei einem Streit aus dem Weg zu gehen. Die Firma zwingt die Familienmitglieder auch da zusammen, wo man ansonsten getrennte Wege gehen könnte, um für deeskalierenden Abstand zu sorgen. Und so kann eine schlechte unternehmerische Entscheidung den gesamten Familienfrieden gefährden.
Ein handfester Familienstreit beim Mittag am Sonntag lässt sich nur schwer am Montagmorgen aus den Büroräumen heraushalten. Und überhaupt Sonntag: Wenn man schon die ganze Woche im Büro aufeinander hockt, wer will dann noch das Wochenende miteinander verbringen – insbesondere, wenn es sich dabei noch um einen eigenen Elternteil handelt?
Die Regelung der Nachfolge hat Streit- und Konfliktpotenzial
Das Thema, bei dem eine für alle unangenehme Gemengelage am heftigsten auftritt, ist nach wie vor die Regelung der internen Nachfolge. Innerfamiliärer Streit ist die häufigste Ursache, warum nur einem von zehn Unternehmen die interne Nachfolge bis in die vierte Generation gelingt.
Warum ist das so?
Formal betrachtet geht es bei der Regelung der Nachfolge um einen Führungswechsel im Unternehmen. Doch in Unternehmerfamilien köchelt das Nachfolge-Thema oft über viele Jahre oder Jahrzehnte hinweg in der Familie: Wer soll die Nachfolge antreten? Wer ist geeignet, wer nicht? Wie umgehen mit unangenehmen Anliegen?
Die Regelung der Nachfolge bringt viele Stolpersteine mit sich, an denen sich Konflikte entzünden können. Die häufigsten sind:
- Mangelnde Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern
- Nachfolgeplanung hinauszögern
- Rollen-Dilemma in inhabergeführten Unternehmen
- Fehlende Organisationsentwicklung
- Angst, für die Familie unangenehme Entscheidungen zu treffen
- Fehlender Karriereplan in der Nachfolgeregelung im Familienunternehmen
- Zu hohe Priorität der Steueroptimierung
- Unzureichendes Informieren der Belegschaft
- Clash der Kulturen in der Übergangsphase im Familienunternehmen
- Mangelnde Berücksichtigung der individuellen Konstellation
Lösung 1: Kommunizieren mit Rollenbewusstsein und Kontextwahrung
Der Schlüssel für ein gutes familiäres Miteinander einer Unternehmerfamilie liegt in einer transparenten und ehrlichen Kommunikation mit klaren Rollen und dem Wahrnehmen des jeweiligen Kontextes, in dem sich die Unternehmerfamilie befindet:
- Versuchen Sie stets zwischen dem privaten und dem unternehmerischen Kontext zu unterscheiden.
- Achten Sie darauf, Ihre Kommunikation an Ihre jeweilige Rolle anzupassen.
- Treten sie im familiären Kontext nicht professionell auf und kommunizieren Sie im unternehmerischen Setting nicht so, wie sie es im familiären Umfeld tun würden.
- Der Maßstab für den Umgang mit Familienmitgliedern im Unternehmen sollte sein, ob Sie sich auch gegenüber Dritten so in diesem Umfeld verhalten würden.
Lösung 2: Etablieren Sie eine gute Streitkultur
Es geht nicht darum, Konflikte per se vermeiden zu wollen. Das ließe sich aufgrund der Gemengelage zwischen Familie und Unternehmen kaum realisieren. Für Unternehmerfamilien geht vielmehr darum, eine konstruktive Streitkultur zu entwickeln, die Grundlage als für eine respektvolle und zielorientierte Lösung dient.
Hierfür ist es hilfreich, gemeinsam einen Familienkodex zu erstellen. Dieser hat das Ziel, Regeln aufzustellen, um eskalierende Auseinandersetzungen zu vermeiden. Kommt es dennoch zum Streit, greifen die gemeinsam vereinbarten Verfahrensschritte zur Streitbeilegung. Häufig wird ein solcher Kodex im Rahmen einer Familienverfassung niedergeschrieben.
Lösung 3: Professionelle Begleitung ist angebracht
Der Generationswechsel im Familienunternehmen ist ein komplexer Prozess. Entscheidend ist, den Gesamtüberblick in diesem Prozess zu behalten und die alle beteiligten Familienmitglieder im Blick zu haben, um das Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen und den Familienfrieden zu wahren. Das professionelle Begleiten Ihres Nachfolgeprozesses sowie die externe Moderation Ihres Familiendialogs unterstützen Sie, diese schwierigen Hürden zu nehmen.
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