In Unternehmerfamilien tauchen oft sensible Themen auf, die Taktgefühl und Verständnis verlangen. Stets muß das richtige Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen des Unternehmens und den Bedürfnissen der Familienmitglieder gefunden werden. Transparente, verständliche und achtsamen Kommunikation kann hier helfen, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.

Ein besonders heikles Thema für Unternehmerfamilien ist das Abschlusserfordernis eines Ehevertrages. Es dient daher als gutes Beispiel, um das Erfordernis einer achtsamen Kommunikation zu verdeutlichen. Solche oder ähnliche Sätze habe ich wiederholt von eingeheirateten Ehepartnern gehört, die zeigen, was eine intransparente Kommunikation anrichten kann:

  • „Mit dem Familienunternehmen bin ich fertig, seitdem mich mein Schwiegervater direkt vor der Hochzeit zum Notar gezerrt hat, um einen Ehevertrag zu unterschreiben. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, worum es geht.“
  • „Auch Jahre nach der Hochzeit fühle ich mich wegen dieses ‚Hauruck-Ehevertrages‘ in dieser Familie nur geduldet.“

Was aus unternehmerischer Sicht eine nachvollziehbare und berechtigte Maßnahme zur Sicherung der Unternehmenszukunft ist, kann sich auf der familiären und zwischenmenschlichen Ebene zu einer nachhaltigen Belastung entwickeln, wenn die Notwendigkeit eines Ehevertrages nicht richtig vermittelt wird.  Zu groß ist der gefühlte Affront und das Unverständnis des Ehepartners, wenn ihm die Beweggründe nicht rechtzeitig und angemessen kommuniziert werden. Ein bleibendes Störgefühl des eingeheirateten Ehepartners sowohl zum Unternehmen als auch zu einzelnen Familienmitgliedern ist dann oft die Folge.

Früher war es nicht selten der Senior der Familie, der vor der Hochzeit seines Sohnes oder seiner Tochter eigenhändig einen Notar-Termin zum Abschluss eines Ehevertrages zwischen den Brautleuten vereinbarte. Insbesondere, wenn sich Braut oder Bräutigam zierten, die Hochzeitsvorbereitungen durch „unromantische Eheverträge“ zu trüben, war dieser Schritt für den älteren Familienunternehmer eine gelebte Selbstverständlichkeit. „Das gehört nun einmal dazu“ – so die Antwort eines Unternehmerpatriarchen.

Recht hat er! Aber…

Der Ton macht die Musik: das „Wie“ entscheidet

Auch in diesem Fall ist es nicht das „Ob“, sondern das „Wie“ des Vermittelns, welches die Weichen für das künftige Miteinander in der Unternehmerfamilie stellt. Klar ist: Wer als nächste Generation von den Vorteilen des Familienunternehmern profitieren will, sollte auch bereit sein, Pflichten zu übernehmen, die der Unternehmenssicherung dienen. Doch wer nicht in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen ist, der hat die Eigenarten, Sitten und Regeln einer Unternehmerfamilie nicht mit der Muttermilch aufnehmen können. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Betroffenen kein Verständnis für unternehmerischen Notwendigkeiten entwickeln können.

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Kommunikation in Unternehmerfamilien: Miteinander reden hilft

Die Verantwortung, unternehmerische Notwendigkeiten so zu kommunizieren, dass der zukünftige Ehepartner diese nachvollziehen und mittragen kann, liegt bei der Unternehmerfamilie. Diese Verantwortung lässt sich nicht auf den Unternehmensnotar abwälzen – früher eine beliebte Variante, um das im Zweifel unangenehme Gespräch zu vermeiden. Versuchen Sie für Ihr Gespräch die folgenden Leitlinien zu beachten:

  1. Nehmen Sie frühzeitig die Gespräche zu einem vermeintlich unangenehmen Thema auf. Planen Sie mehrere Termine für den Austausch ein, so dass sich die Dinge auch entwickeln können.
  2. Laden Sie explizit zu den Gesprächen ein (Kein Gespräch zwischen „Tür und Angel“) und bereiten die Gesprächsteilnehmer auf das Thema vor.
  3. Wählen Sie einen freundlichen, privaten Ort für die Gespräche.
  4. Sorgen Sie für ein personelles Gleichgewicht, so dass sich Ihr Gegenüber nicht in einer Minderheit, und damit schwächeren Position, befindet.
  5. Lassen Sie die Gespräche von einer Person moderieren, die die Thematik sachlich darzustellen kann. Sollten Sie selbst nicht dazu in der Lage sein, hilft es, sich durch eine externe Moderation unterstützen zu lassen. Denn wer Familienunternehmer ist, kann schnell in den Interessenkonflikt zwischen Familie und Unternehmen geraten, wenn das Bedürfnis nach familiärer Harmonie einerseits und die Notwendigkeiten professionellen Unternehmertums andererseits aufeinanderprallen.

Hier erfahren Sie mehr über das Erfordernis eines Ehevertrags  für Unternehmerfamilien.

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Mehr zum Thema auch in unserem Podcast ‚Family Business Time‘ auf Spotify, Apple Podcasts & Google Podcasts oder direkt hier: