Die Doppelspitze in Familienunternehmen erfreut sich großer Beliebtheit, insbesondere die geschwisterliche Variante oder die Doppelspitze zwischen Cousins und Cousinen. Neben den vielen Vorzügen, die dieses Führungsmodell bietet, gibt es Nachteile, die schwer wiegen und die Handlungsfähigkeit des Unternehmens durchaus gefährden können.

Das Führungsmodell der Doppelspitze meint die gleichrangige Besetzung von zwei Personen auf der höchsten operativen Entscheidungsebene des Unternehmens. Eine geschwisterliche Doppelspitze umschreibt dabei das Verwandtschaftsverhältnis der beiden in der Führung tätigen Familienmitglieder. Von untergeordneter Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, um welche Geschlechter-Konstellation es sich bei der geschwisterlichen Doppelspitze handelt. Hier sind alle Möglichkeiten denkbar, sowohl Schwerstern- oder Brüder-Verhältnisse als auch die gemischte Geschwister-Form.

Vorteile der internen Doppelspitze in Familienunternehmen

Die Vorteile der dieses Führungsmodells sind vielfältig, und bei großen Familienunternehmen wie Sixt, Trumpf, Edding etabliert:

  • Das Konzept dieses Führungsmodells fußt auf der Annahme, dass eine gemeinsame Führung die Effektivität und Stabilität eines Unternehmens erhöhen kann.
  • Eine Doppelspitze ermöglicht den Führungskräften, ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen zu nutzen, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.
  • Vorhandene Kompetenzen werden im besten Fall durch das Führungsduo verdoppelt.
  • Beide Führungskräfte sind gemeinsam verantwortlich für die Entscheidungen und haben ein gemeinsames Ziel – der unternehmerische Erfolg.
  • Das Vier-Augen-Prinzip steht für doppelte Kontrolle und erhöht damit die Sicherheit die führenden Personen als auch für das Unternehmen.
  • Die gegenseitige Stellvertretung erhöht ferner die Handlungsfähigkeit des Unternehmens.
  • Die familiäre Doppelspitze kann darüber hinaus den großen Vorteil bieten, dass Familienkonflikte weniger das Unternehmen belasten, weil es durch durch die Geschwister als Führungstandem mehr Ausgleich geben kann. Vorausgesetzt, die geschwisterliche Doppelspitze versteht sich gut.

Nachteile der internen Doppelspitze wiegen schwer

Nachteile der Doppelspitze gibt es vielleicht nicht so zahlreiche. Diese haben jedoch Gewicht:

  • Als Kehrseite der geteilten Verantwortung bringt eine Doppelspitze hohen Abstimmungsbedarf mit sich. Sich abzustimmen, ist per se nichts Negatives. Dennoch ist der Zeitaufwand zu berücksichigen, die solche Abstimmungsprozesse kosten können.
  • Ist eine Einigung  – und die braucht es bei einer Doppelspitze bei jeder Entscheidung – nicht einfach zu finden, können Abstimmungen sehr energieraubend sein.
  • Und ist eine einvernehmliche Lösung nicht in Sicht, dann entsteht eine Patt-Situation, die ein Unternehmen im schlimmsten Fall bis in die Handlungsunfähigkeit manövrieren kann.

Verwandtschaft verstärkt die Vor- und Nachteile dieses Führungsmodells

Die geschwisterliche Variante der Doppelspitze verstärkt die Eigenarten der Doppelspitze wie durch ein Brennglas:

  • Gut miteinander auskommende Geschwister schätzen den Austausch miteinander. Ihnen macht der erhöhte Abstimmungsbedarf weniger aus und sie sind auch grundsätzlich in der Lage, Einvernehmen zu erzielen. Mal lenkt die eine Person ein. Mal lässt sich die Andere von den Argumenten des Gegenübers überzeugen. Studien belegen, dass es dafür sogar hilfreich ist, wenn sich die Geschwister nicht allzu ähnlich sind, berichtet der Business Insider.
  • Anders kann es aussehen, wenn sich die Geschwister nicht gut verstehen. Vielleicht ist ihr Verhältnis sogar von Neid, Eifersucht oder Missgunst geprägt. Dann kann es schnell emotional werden, und alte Konflikte, die eigentlich in den familiären und nicht in den unternehmerischen Kontext gehören, beeinträchtigen Entscheidungsprozesse im Familienunternehmen. Abstimmungsprozesse verlaufen zäh. Und es besteht sogar die Gefahr, dass nicht sachliche Gründe für eine andere Sicht entscheidend sind, sondern persönliche, aus dem geschwisterlichen Verhältnis resultierende. Nach dem Motto: „Du hast immer schon das bekommen, was du wolltest. Das ertrage ich nicht und bin schon allein deswegen gegen dein unternehmerisches Votum.“ Wenn so eine Situation eintritt, ist die Gefahr der Handlungsunfähigkeit, deutlich größer als bei Doppelspitzen, die nicht von Geschwistern besetzt sind.

Lösung der Doppelspitze als Führungsmodell

Um von ihren Vorteilen profitieren zu können, sollte geklärt werden, ob die Doppelspitze in der geplanten Personen-Konstellation das beste Führungsmodell für das Unternehmen ist. Das Bestimmen des passendsten Führungsmodells ist ein wichtiger Meilenstein im Nachfolgeprozess. Wenn sich Geschwister persönlich nicht gut verstehen, muss das kein Ausschluss-Kriterium für die geschwisterliche Doppelspitze sein. Gegensätze können sich auch gut ergänzen. Wichtig ist dann, dass sich die Geschwister miteinander professionalisieren, so dass sie unternehmerische Entscheidungen im besten Sinne für das Unternehmen und nicht aufgrund von persönlichen Animositäten treffen können. Dieser professionelle Anspruch gilt natürlich für jede Doppelspitze, nicht nur für die Geschwisterliche. Nur ist für die die Herausforderung, diese Professionalität auch einzuhalten, aufgrund ihrer persönlichen Beziehung ungleich größer.

Bei der Auswahl einer geschwisterlichen Doppelspitze als Führungsmodell sollte eine Unternehmerfamilie darüber hinaus ihre Beweggründe für dieses Führungsmodell ehrlich hinterfragen: Sind dieses ausschließlich unternehmerische Gründe? Oder spielt eventuell die Angst, sich zwischen den eigenen Kindern entscheiden zu müssen und damit den Familienfrieden zu gefährden, eine Rolle bei der Wahl des Führungsmodells? Ein solches Verhalten ist aus familiärer Sicht absolut nachvollziehbar, stellt in diesem Fall für das Unternehmen jedoch nur in den seltensten Fällen die beste Lösung dar.

Fazit: Die Entscheidung für eine geschwisterliche Doppelspitze sollte gut und ehrlich durchdacht werden. Nur dann kann dieses Führungsmodell seine vielen Vorteile zur Geltung bringen.

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